1. Was bedeutet Authentizität?
Nachdem wir von authentischen Bildern reden, schauen wir uns speziell die Authentizität von Personen an:
Lt. Wikipedia bedeutet es, sich gemäß seinem wahren Selbst, d.h. seinen Werten, Gedanken, Emotionen, Überzeugungen und Bedürfnissen auszudrücken und dementsprechend zu handeln und sich nicht durch äußere Einflüsse bestimmen zu lassen.
Authentizität bedeutet also Echtheit im Sinne von Ursprünglichkeit, Unverfälschtheit, den Tatsachen entsprechend.
Mit dem Ausdruck „authentisch sein“ schwingt etwas Moralisches mit: Wenn wir authentisch sind, sind wir gut. Denn dann zeigen wir unseren vermeintlich-wahren Kern.
2. Authentische Bilder für’s Business gibt’s nicht
Stell dir vor, du buchst ein Shooting beim Businessfotografen. Du möchtest authentische Bilder haben. Aus deiner Sicht könnte das oberflächlich z.B. bedeuten:
- Keine Posen. Gut. Aber, wie stellst du dich hin?
- Keine oder eine natürliche Bildbearbeitung: Bis zu welchem Grad ist eine Bildbearbeitung natürlich?
Außerdem gibt es eine ganze Reihe von äußeren Einflüssen, die die (Shooting)Situation verfälschen:
- das Shooting passiert nicht zufällig
- das gesetzte Licht ist beabsichtigt
- das Konzept war geplant
- der Fotograf wählt bewusst den Bildausschnitt, etc…
Aus der Sicht des Betrachters:
Wenn du die Bildresultate 3 unterschiedlichen Menschen zeigst, werden sie 3 unterschiedliche Meinungen dazu haben. Aber wer „kennt“ dich wirklich?
- Deine Tante: „Oh, da schaust du aber etwas griesgrämig in die Kamera!“
- Deine Freundin: „Wie cool!“
- Dein Kollege: „Bisschen überheblich, aber ganz ok.“ Lies dazu: Warum Lachen auf Fotos überschätzt wird
Aus wessen Sicht bist du auf den Bildern ganz du?
Es gibt also jede Menge Umstände, die die Wahrnehmung eines Bildes, eines Menschen oder einer Situation beeinflussen.
3. Wir inszenieren uns andauernd
Saßt du schon im Zug einer attraktiven Frau/einem attraktiven Mann gegenüber? Hast du da genauso in dein Sandwich gebissen, wie allein zu Hause?
Wir, Menschen, inszenieren uns am laufenden Band:
- Wenn wir in einen Raum voller Leute reingehen.
- Wenn wir jemandem gefallen wollen.
- Wenn wir uns einrichten, kleiden und schminken.
- Wenn wir einen Song hören, um uns in eine bestimmte Gefühlslage zu bringen, usw…
Wir können gar nicht anders, als uns permanent irgendwie zu verhalten. Denn wir wollen dazu gehören. Und dafür müssen wir anderen gefallen.
Wie Paul Watzlawick, der österreichische Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler hat es schon so treffend gesagt:
„Man kann sich nicht nicht verhalten.“
4. Es gibt nur gestellte Fotos
Wie wir es drehen und wenden: es kann nur gestellte Fotos geben.
Du verhältst dich automatisch anders, sobald du mit einem anderen Menschen bist – wie wird’s erst, wenn eine Kamera auf dich gerichtet ist?
Und dein Part ist nur ein kleines von den viele Komponenten bei einem Business-Shooting.
Es war also eine Schnapsidee von meinen Kunden zu erwarten, dass sie sich vor der Kamera „selber geben“ und es einfach mal vergessen, gefallen zu wollen.
Du, ich und wir alle, wollen gut rüberkommen. In meinem Artikel Auf Fotos gut aussehen kannst du nachlesen, wie’s geht.
Die einen manchen kein Geheimnis draus und wollen ganz offensichtlich gefallen. Andere versuchen es zu verstecken und so zu tun, als interessiere sie ihre Außenwirkung nicht.
5. Gute Fotos: Wie geht’s dann?
Wenn Natürlichkeit und Authentizität kein Kriterium für gute Fotos sind – was dann?
Ich meine: Ausdruck.
Menschen kaufen von Menschen. Deshalb ist es wichtig, dass deine Business-Portraits markant sind und für etwas stehen.
Ein – für dich – passender Blick kann dich dazu bringen, jemanden zu kontaktieren. Genauso kann dich ein konkreter Ausdruck abschrecken. Je nach dem, worauf du stehst, was dich in dem Augenblick im Bild zieht, reagierst du auf ein Portrait so oder so.
Bilder Wirkung: Wofür Business Portraits stehen
Für manche sind heitere Gesichter wichtig. Andere stehen auf einen stechenden Blick. Was uns in dem Moment packt, können wir nicht vorhersagen.
Übrigens, viele denken, dass sie für Portrait-Aufnahmen lächeln müssen. Denn damit sind sie „auf der sicheren Seite“.
Diese falsche Annahme zerstört nicht nur viele gute Situationen im Shooting. Sie verursacht eine Masse an Fotos, die alle, wie braves Einheitsbrei aussehen lassen. Lachen auf Portraits finde ich zwar schön, aber so ähnlich, wie Happy End im Film: meistens nicht nachhaltig.
6. Gut inszenierte Fotografie
OK. Aber wie wird dein Bild, dein Portrait ausdrucksstark? Wie trittst du wirklich aus der Masse hervor?
Mit einer passenden Inszenierung.
Es ist die Aufgabe deines Fotografen zu erkennen, welche Identitäten in dir stecken und wie er sie zum Vorschein bringt.
Brauchst du Stille? Raum um dich frei bewegen zu können? Willst du dich mit Make-Up & einem professionellen Styling verwandeln? Wenn du dich mit inszenierten Bildern wohler fühlst, sind Imagefotos womöglich die passende Wahl für dich.
Finde einen Fotografen, der dich – ohne Anspruch auf Authentizität – einfach gut in’s Szene setzt.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du ihn findest: Guter Fotograf: 17 Tipps, worauf du achten sollst
7. Fazit
- Authentische Bilder, wie authentische Menschen sind eine Illusion – wir verhalten und permanent irgendwie
- Authentizität zu inszenieren kommt wirklich peinlich
- Das wichtigste Kriterium für gute (Business)Fotos ist für mich Ausdruck
- Welcher Ausdruck zu dir am besten passt, findest du mit dem richtigen Fotografen heraus
- Spiel mit deinen Identitäten – Experimente können unerwartet-coole Portraits hervorbringen
8. Meine Empfehlung zum Thema Authentizität:
Auf dem roten Stuhl – Lisa Eckhart (ab ca. 31:20 min)
