Unfotogen war ich nur mit dem falschen Fotografen

Sind manche wirklich unfotogen? Dr. Ute Heeger kam der Angst auf die Schliche. Sie erzählt in diesem Interview, warum die Wahl des Fotografen und des Shootings eine entscheidende Rolle dabei spielt, sich gut oder doof vor der Kamera zu fühlen
Inhaltsverzeichnis

1. Hattest du Angst unfotogen zu sein?

Angst ist vielleicht nicht das richtige Wort: Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. 

Werde ich aber fotografiert, liegt der Fokus auf mir, was mich verunsichert. Mir schwirren sofort viele Gedanken im Kopf herum:

Wie sehe ich aus? Bin ich unfotogen? Sitzt die Bluse? Was denkt der Fotograf/die Fotografin von mir? Kann er/sie das einfangen, was mich ausmacht?

Sobald eine Kamera auf mich gerichtet ist, weiß ich nicht mehr, was ich machen soll.

Wie ich mich bewege, was gut aussieht, wie ich meine Vorzüge herausstreiche. Ich erstarre innerlich, versteife mich. Das ging mir schon als Kind so, wenn mein Vater die alljährlichen Filmaufnahmen machte.

Kommt dann noch ein steriles Studio dazu, fühle ich mich total unwohl.

Die Fotos sehen meist sowas von gekünstelt aus. So wie bei meinem ersten Profi-Shooting zu Beginn meiner Selbstständigkeit. Das Shooting fand in einem riesengroßen Raum mit einigen Stellwänden statt.

Die Stimmung war irgendwie von Anfang an gestresst. Und das nicht nur bei mir. Ich hatte den Eindruck, die Fotografin hat mich noch schnell dazwischengeschoben.

Ich wollte Portraits. Das muss ich fairerweise sagen. Es war keine Reportage, wie jetzt mit dir, Zsu. Die Fotografin platzierte mich auf einen unbequemen Stuhl und sagte mir ständig, wie ich mich bewegen, wo ich hinschauen, wie ich meine Hände halten soll. So in den luftleeren Raum. Himmel!

Irgendwann meinte sie, ich solle mal meine Brille abnehmen. Ich sehe aber kaum etwas ohne Brille. Das sagte ich ihr auch. Das ließ die Fotografin aber nicht gelten und knipse munter weiter. Ich ahnte nur, wo die Kamera ist. Entsprechend unsicher ist mein Blick.

Schließlich kann ich nix scharf stellen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich den Widerstand aber schon aufgegeben und ließ es einfach über mich ergehen.

Der Hammer kam aber noch: Als ich einige Tage später Fotos auswählen wollte, hatte sie sechs vorausgewählt. Vier davon ohne Brille!

Zur Erinnerung: Ich trage schon ewig eine Brille. Und das nicht aus Spaß. Auf meine Bitte, die anderen Fotos sehen zu können, wiegelte sie ab, da SIE entscheidet, welche Fotos ich bekomme. Künstlerische Freiheit und so. Sie stellte sich stur. Es war entsetzlich. Danach war ich mit Businessfotos erstmal für Jahre durch.

2. Konntest du die Angst, unfotogen zu sein, bei unserem Shooting ablegen?

Bei der Businessreportage mit dir, Zsu, waren vor allem zwei Punkte anders:

  • Es gab ein vorbereitendes Gespräch, dass mir half, mich auf die Situation einzustellen: Du fragtest mich nach meinem Bedenken, was ich beruflich mache, welche Art von Fotos ich mir wünsche. Du hast mir zugehört!
  • Und du hast mir eine Reihe von Tipps zu Kleidung, Haltung, Situationen und Accessoires gegeben.

Das gab mir schon vor dem Shooting das Gefühl, hier bin ich richtig. Nach dem Vorgespräch überlegte ich mir noch einige Situationen, die zu meinem Berufsalltag passen. Diese Liste haben wir noch mal abgestimmt.

3. Wie hast du dich auf das Shooting mit mir vorbereitet?

Im Vorfeld haben wir sehr genau besprochen, wie das Shooting abläuft, was ich mitbringen soll, was ich tun kann, damit ich mich wohl fühle.

Auch die Maniküre drei-vier Tage vorher war einer von dieser tollen Hinweise. Oder dass ich die Haare am Abend vorher waschen solle, nicht am Shooting-Tag selbst. Und dass ich vorher viel Wasser trinken solle.

Außerdem hatte ich mir einen halben Tag dafür frei genommen. Keine Termine drumrum. Nur das Shooting.

4. Was war so toll an unserem Shooting?

Dass es nicht gestellt war. 

Die Location in Berlin war klasse.

Wir hatten richtig Spaß, haben viel gelacht. Ich fühlte mich ernstgenommen in meiner Sorge. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Die Fotos entstanden fast nebenbei – zumindest kam es mir so vor. Es war fast, als würde ich eine alte Freundin treffen, obwohl wir uns live erst an Shooting-Tag kennenlernten. Die Atmosphäre stimmte einfach. 

Ehrlich gesagt bin ich mit einem mulmigen Gefühl ins Shooting gegangen, schließlich spukte mir meine letzte Shooting-Erfahrung immer noch im Kopf rum.

Doch du nahmst mir schon in den ersten Minuten meine Scheu und meine Angst vor der Kamera. Sie spielte irgendwann einfach keine Rolle mehr.

5. Wie unterscheiden sich meine Fotos von denen, die du sonst hattest?

Schon bei den ersten Bildern war ich baff. Du fingst mich so ein, wie ich bin. Das war alles wirklich ich, was ich auf den Fotos sah. 

Wir spielten verschiedene Situationen meines normalen Arbeitsalltages durch und immer wieder hörte ich mal das Klicken der Kamera. Doch nicht die Kamera stand im Fokus, sondern meine Arbeit. Und da fühle ich mich definitiv zuhause. Vielleicht macht das den großen Unterschied aus.

Es sind authentische Fotos und keine gestellten Sitzpositionen. Und jetzt habe ich viele schöne Bilder, mit denen ich mich richtig wohl fühle. Die ich gerne zeige.

Im Gegensatz dazu sind die alten Fotos austauschbar – ohne Profil, Seele oder Herzblut. Aus heutiger Sicht auch kein Wunder: Wie soll eine weiße Wand in einem sterilen Studio Lebensfreude ausstrahlen? Da ist es egal, wer davor sitzt. Ob mit oder ohne Brille ;-).

Eigentlich zeige ich die alten Fotos nicht mehr. Doch im Vergleich zu den Fotos von dir sieht man deutlicher, wo der Unterschied liegt. Deshalb zeige ich mal drei. Das Brillenfoto war übrigens das einzige Foto, dass ich aus dem Shooting genutzt habe.

6. Was empfehlst du anderen, die Angst davor haben unfotogen zu sein?

Wer Fotos für seine Business-Website möchte, dem empfehle ich unbedingt das Shooting „Strategische Werbefotos, die dir Kunden bringen“.

Das zeigt in wunderbaren Bildern, wie man arbeitet. Sie bietet Einblicke in den Alltag, das Büro oder die Werkstatt und zeigt, wie man ist.

Das ist deutlich sympathischer als Stockfotos oder Portrait-Aufnahmen. Einfach, weil es lebendiger ist. Schließlich will unser Kunde sehen, wie wir arbeiten und ob er uns sympathisch findet.

Zur Wahl des Fotografen würde ich erst einmal im Freundeskreis nach Empfehlungen fragen. Parallel finde ich es inspirierend, in Google oder bei Instagram zu suchen und mir ihren Fotostil anzuschauen. Vielleicht sieht man dort auch Posen oder Situationen, die einem gefallen.

Ratsam ist es, sich vorher eine Liste anzulegen mit Dingen, die einem wichtig sind:

  • Gibt es Lieblingsklamotten, die ich im Business gerne trage und in denen meine Kunden mich kennen?
  • Welche Gegenstände sind typisch für meinen Alltag?
  • Bei mir ist es definitiv die Kaffeetasse, das MacBook und mein heiß geliebtes Notizbuch.
  • Was sollen die Fotos ausdrücken?
  • Welche Farben passen zu meiner Firma?
  • Welche Formate brauche ich?
  • Hier würde ich nach Quer- und Hochformat unterscheiden.

7. Wie war die Resonanz auf die neuen Fotos?

Durchweg positiv. Die meisten waren erstaunt, wie entspannt, lässig und sympathisch ich rüberkomme. Und irgendwie hatte jeder ein anderes Lieblingsfoto. Meins ist übrigens das hier:

8. Wem empfiehlst du, mit mir zu arbeiten und warum?

Ich empfehle dich, Zsu, jedem, der Fotos haben möchte, die zeigen, wie man ist. Ohne Schnickschnack. Pure, ehrliche Fotos eben. Wer Standard will, sollte nicht zu dir gehen.

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