Was ist Branding?
Bevor wir über Brand-Fotografie sprechen, erstmal zum Wort „Branding“.
Es bedeutet in einer altnordischen, skandinavischen Sprache, brennen (brandr). Es handelte sich im 16. Jahrhundert um ein Stück brennendes Holz – und später um eine Fackel. Farmer brannten ein Zeichen in die Haut ihrer Rinder, um zu wissen, wem die Tiere gehörten. So hatten die Viehzüchter alle ihre eigenen Brandzeichen. Es waren einfache und unverwechselbare Symbole, die schnell erkannt und identifiziert werden konnten.
Mit einem Wort diente die Marke von Anfang an dazu, ein Zeichen zu setzen.
Du kannst hier über Designgeschichte weiter lesen.
Was ist Personal Branding-Fotografie?
Personal Branding-Fotografie sollte also ein Zeichen in Bildern setzen: Sie sollte zeigen, wer du bist, was du tust und wofür du stehst. Diese Aufnahmen sollten daher die wichtigsten Säulen deiner Marke aufgreifen:
- Deine Besonderheit: Was unterscheidet dich von anderen in deiner Branche?
- Deine Werte: Woran glaubst du?
- Deine Vision: Wie ist dein Zukunftsbild, wenn deine Vorstellung wahr geworden ist?
- Deine Markenpersönlichkeit: Was ist deine zentrale Botschaft?
Im Weiteren:
- Wer ist dein Wunschkunde?
- Wer ist dein Anti-Kunde?
- Welche Bedürfnisse haben deine Kunden? etc…
Bevor du diese und noch viele weiteren Punkte nicht ausgearbeitet hast und lebst, hast du keine, klar definierbare Marke.
Ohne Marke keine Brand-Fotos
Warum viele gängige, als Brand-Fotos bezeichnete Lifestyle-Bilder das Ziel (Die Bilder kurbeln den Verkauf an.) verfehlen, ist einfach: Es gab überhaupt keine Marke zu fotografieren.
Viele denken, dass ein Logo, ein Markenname und 4 Markenfarben genügen, um zu sagen: Ich bin/habe eine Brand.
Wenn sie in dieser Annahme ein Brand-Shooting buchen, ist es logisch, dass der Fotograf nicht viel mehr abzulichten hat, als die üblichen Motive:
In der Esoterik-Branche sind es häufig die gestapelten Steine, bei Büro-Jobs auf den Laptop zeigende Mitarbeiter, lasch in die Kamera lächelnde Coaches vor pastellfarbenem Hintergrund oder Stills, wie die endlos gesehenen Laptop-Kaffee-Kaktus-Bilder.
Der Fehler, warum statt Brand-Fotos nichtssagende Lifestyle-Bilder entstehen, entsteht meistens auf beiden Seiten: Der Kunde bucht Brand Fotos – hat aber keine Marke. Der Fotograf bietet ein Lifestyle-Shooting an, das er als Brand-Shooting versteht.
Brand-Fotos: 3 wichtige Zutaten
Eine Marke besteht aus vielen, wichtigen Ebenen. Lass uns 3 von ihnen im Sinne von Brand-Fotos beleuchten.
Markenpersönlichkeit
Ähnlich, wie wir uns nach Seelenverwandten sehnen, sollte eine Marke stabile Beziehungen zu ihren Fans aufbauen. Ob das gelingt, hat es mit der Markenpersönlichkeit zu tun. Wenn sie ähnlich ist, wie die deines Publikums, können gute Bindungen entstehen.
Deine Markenpersönlichkeit sollte dabei nicht nur markant sein. Sie sollte sich in allem, was du tust, widerspiegeln und zu deinen Kunden, deiner Positionierung oder deiner Marke passen.
Auf dieser Weise beeinflusst die Markenpersönlichkeit, wie Menschen deine Marke wahrnehmen und sich zu ihr verhalten.
So kann sie z.B. humorvoll, fröhlich, formell, dunkel, temperamentvoll oder bedacht sein.
Ikea z.B. ist bodenständig, freundlich, zugänglich für jedermann – während Harley Davidson eine rebellische Markenpersönlichkeit hat, die wild, risikofreudig, spannend und freiheitsliebend ist. Sie vermittelt das Gefühl von Nervenkitzel.
Rolex steht für Macht, Autorität, Führung und Luxus.
Die Markenpersönlichkeit beschreibt also das Lebensgefühl deiner Brand.
Was möchtest du deinem Kunden rüberbringen?
Hier kannst du mehr über Markenpersönlichkeiten lesen.
Alleinstellungsmerkmal
Erinnere dich: Wir sollten mit Personal Brand-Fotos ein Zeichen setzen.
Ein Zeichen setzen kann nur jemand, – oder eine Marke – der gewissermaßen richtungsweisend ist. Sprich, jemand, der etwas Besonderes hat, etwas Neues erschafft, oder die alt-bewehrten Methoden in eigene tauscht.
Daraus entsteht das Alleinstellungsmerkmal, also das USP (Unique Selling Proposition). Erst diese Eigenheit hebt dich aus der Masse deiner Konkurrenten hervor.
Das Alleinstellungsmerkmal beschreibt ein einzigartiges Verkaufsversprechen eines Produkts oder einer Dienstleistung. Es grenzt das Angebot von der Konkurrenz ab, um mehr Verkäufe zu generieren. In Marketingsprache nennen wir es USP. (Unique Selling Proposition)
Hier findest du 6 Tipps, um ein gutes Alleinstellungsmerkmal zu finden.
Markenwerte
Mit deinen Markenwerten zeigst du Haltung. Das ist wichtig, denn womit könnte sich dein Publikum besser identifizieren, als mit deinen Werten?
Das rationale Nutzen eines Produkts oder einer Dienstleistung reicht heutzutage nicht mehr: Deine Marke sollte für eine Ideologie stehen und Sinn stiften.
Hier kannst du deine Markenwerte bestimmen.
Ganz egal, welche dieser 3 wichtigen Säulen du deiner Marke bearbeitest, sie sollten nie gängigen Trends folgen oder selbstdarstellerisch sein. Sie sollten aus Überzeugung kommen.
Lifestylefotografie vs. Brand-Fotografie
Wenn Bilder ausschließlich mit Ästhetik überzeugen wollen, sind sie im Werbekontext häufig nicht mehr, als eine schöne, aber leblose Hülle.
Erstens entsteht das passende Äußere einer Marke eher durch ihre Eigenschaften, Zielen und Wunschkunden. Und selten umgekehrt. Demzufolge ist das Erscheinungsbild nicht das erste Element, um das du dich im Bild kümmern solltest, sondern das i-Tüpfelchen, das sich aus den vielen unterschiedlichen Bestandteilen logisch ergibt.
Ein Beispiel:
Eine Naturkosmetik-Firma mit Sitz in Marokko, die für ihr Haarprodukt landestypische Inhaltsstoffe, wie Arganöl, Oliven oder Mandeln verwendet, wird die Verpackung kaum mit Maori-Mustern schmücken: Eher greifen sie zu orientalischen Farben und Ornamenten. Möchte die Firma die spitze Zielgruppe von gut betuchten Businessfrauen anpeilen, wählen sie ein entsprechend elegantes Design. Da sie für Naturschutz und Nachhaltigkeit stehen, verwenden Sie einen hochwertigen Karton aus recyceltem Naturpapier.
Also, wie auch im Design: Form follows function – und nicht umgekehrt.
Brand-Shooting: Mehr, als scharfe & hübsche Bilder
Wenn du bisher aufmerksam gelesen hast, ist dir klar, dass ein Brand-Shooting mehr sein soll, als 10 scharfe und hübsche Bilder.
Es geht vor allem um die Aussage und die Stimmung der Fotos und den daraus resultierenden, und hoffentlich – einmaligen Look.
Um diese 3 wichtigen Ebenen zu treffen, brauchst du 3 starke Zutaten von dir und deinem Fotografen.
Brand-Shooting: Die wichtigsten Zutaten
Vision
Ohne Vision gibt es keine geilen Bilder.
Eine Vision ist eine, in die Zukunft gerichtete Aussage, die inspirierend beschreibt, was du mit deiner Marke langfristig erreichen möchtest.
Wenn du eine Marke, aber noch keine wirkliche Vision davon hast, können dir diese Fragen helfen:
- Wer möchtest du in 5 Jahren sein?
- Womit sollen Menschen deine Marke eines Tages verbinden?
Mut
Du und dein Fotograf könnt die größten Visionäre sein, wenn ihr am Ende keinen Mut habt, das tolle Zukunftsbild zu verwirklichen.
Vielleicht helfen dir diese Fragen unerschrockener und risikofreudiger zu sein:
- Möchtest du wirklich eins von vielen bleiben?
- Braucht die Welt noch mehr 08/15-Fotos? (
- Wäre es nicht schade, dein Geld, deine Zeit und die ganze Mühe verpuffen zu lassen?
Umsetzung
Cool – Du hast eine klare Vision und den Mut, diese in Bilder zu verwandeln. Aber dann bitte, richtig! Für eine gekonnte, professionelle Umsetzung brauchst du Folgendes:
- Einen Plan: Welche Motive, welcher Bild-Look? In meinem Minikurs geht es genau darum.
- Eine Motivliste. Wie du diese erstellst, lernst du in meinem Bildkonzept-Workshop.
- Ein Briefing. Lade dir meine Briefing-Fotoshooting-Vorlage für Businessfotografen herunter und lies, warum das Fotoshooting-Briefing: Die Basis gelungener Bilder ist.
- Einen wirklich guten Brand-Fotografen.
Beispiele für gute Markenfotografie
Jelbi für die BVG
Die Mobilitäts-App der BVG wurde bei der German Brand Award in gleich 2 Kategorien ausgezeichnet. In dem Spot „Harte Tür“ sehen wir bekannte Türsteher von Berliner Clubs, die humorvoll und kreativ in Szene gesetzt wurden – somit bleibt die BVG ihrer fein ausgearbeiteten Markenpersönlichkeit treu: Berliner Schnauze, echte Personen, authentische Locations, Witz und Selbstironie.
Bo Concept-Kampagne mit Mads Mikkelsen
Der dänische Möbelhersteller Bo Concept überraschte uns damals mit dem 6-minütigen Video „The Call“. Mads Mikkelsen, der für sein minimalistisches Schauspiel bekannt ist, war das Gesicht der Marke. Bo Concept-CEO, Torben Paulin sagte: „Mit Mads haben wir die perfekte Stilikone gefunden“. Er vervollständigt unseren Designstil und bringt uns einem größeren Publikum näher. Sein Look und Charme passen ideal zu unserer Marke und zum Profil unserer Kunden. “
Fazit
- Ohne Marke – keine Brand-Fotos.
- Brand-Fotos sind mehr, als scharfe und hübsche Lifestyle-Bilder.
- Die 3 wichtigen Zutaten für gute Brand Fotos sind: Markenpersönlichkeit, Alleinstellungsmerkmal und die Markenwerte. Brand-Fotos leben davon, markant und eigen zu sein. Dabei passend zur Marke und zu den Kunden. Deine Brand-Fotos sollten weder Trends folgen, noch selbstdarstellerisch sein.
- Lifestyle-Bilder taugen nichts für wirkliche Brands, da sie meist eine Hülle ohne relevanten Inhalt sind. Eine Marke lebt allerdings von den inneren Werten, die sich als i-Tüpfelchen in der optischen Darstellung äußern.
- Die 3 wichtigsten Zutaten für außergewöhnliche Brand-Fotos sind eine Vision, Mut und die Fähigkeit, diese in Bilder zu übersetzen.